Grippe-Wochenbericht vom Robert Koch Institut

Wochenberichte der AGI

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GrippeWeb-Wochenbericht

Kalenderwoche 20 (15.5. bis 21.5.2023

Zusammenfassende Bewertung der epidemiologischen LageDie Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Rate) in der Bevölkerung (GrippeWeb) ist in der 20. KWim Vergleich zur Vorwoche leicht gestiegen. Die aktuelle ARE-Rate lag über den Werten dervorpandemischen Jahre zu dieser Zeit. Im ambulanten Bereich (Arbeitsgemeinschaft Influenza) ist dieZahl der Arztbesuche wegen ARE im Vergleich zur Vorwoche deutlich gesunken und liegt nun im mittlerenWertebereich der vorpandemischen Jahre zu dieser Zeit.Im NRZ für Influenzaviren wurden in der 20. KW 2023 in insgesamt 32 (49 %) der 65 eingesandtenSentinelproben respiratorische Viren identifiziert, darunter 14 (22 %) Proben mit Rhinoviren, sieben(11 %) mit Parainfluenzaviren (PIV), fünf (8 %) mit SARS-CoV-2, fünf (8 %) mit Influenzaviren und vier(6 %) Proben mit humanen saisonalen Coronaviren (hCoV). Humane Metapneumoviren (hMPV) undRespiratorische Synzytialviren (RSV) wurden in der 20. KW nicht nachgewiesen.Im Rahmen der ICD-10-Code basierten Krankenhaussurveillance (ICOSARI) ist die Zahl schwererakuter respiratorischer Infektionen (SARI) in den letzten Wochen gesunken und lag in der 20. KW 2023weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Insgesamt ist der Anteil der wegen einer schweren Atemwegs-erkrankung hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19-Diagnose in der 20. KW 2023weitestgehend stabil geblieben und lag bei 11 %. Der Anteil an Influenza- bzw. RSV-Diagnosen lag in der20. KW 2023 jeweils bei 1 %.Die ARE-Aktivität in der Bevölkerung ist für die Jahreszeit in der 20. KW 2023 immer noch vergleichsweisehoch. Sie ist auf die Zirkulation unterschiedlicher Viren zurückzuführen, dabei hauptsächlich aufRhinoviren gefolgt von PIV, Influenzaviren und SARS-CoV-2. Die Zahl schwer verlaufender Atemwegs-infektionen bleibt weiterhin auf einem niedrigen Niveau

Akute Atemwegserkrankungen (ARE)

Daten aus dem bevölkerungsbasierten Überwachungsinstrument GrippeWeb

Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Rate) in der Bevölkerung (GrippeWeb) befand sich vonder 17. KW bis zur 19. KW auf einem relativ stabilen Niveau und ist in der 20. KW leicht auf 6,1 % ange-stiegen (Abb. 1). Dabei ist die ARE-Rate bei den Erwachsenen ab 15 Jahren gestiegen, während sie bei denKindern bis 14 Jahren gesunken ist. Die aktuelle ARE-Rate von 6,1 % entspricht einer Gesamtzahl von etwa5,1 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung in Deutschland, unabhängig von einemArztbesuch. Der aktuelle Wert liegt über dem Niveau der vorpandemischen Jahre um diese Zeit.

Die Zahl der Arztbesuche wegen ARE lag in der 20. KW 2023 im mittleren Wertebereich der vorpandemi-schen Jahre zu dieser Zeit (Abb. 2). In den vorpandemischen Saisons ging die Grippewelle häufig im Aprilzu Ende, was zumeist mit einem deutlichen Rückgang der ARE-Aktivität einherging. Nach derungewöhnlich frühen (ersten) Grippewelle waren von der 9. KW bis zur 14. KW 2023 die Kriterien für einezweite Grippewelle in der Saison 2022/23 erfüllt. Die ARE-Aktivität ist aktuell auf die zeitgleiche Zirkulationverschiedener Atemwegserreger zurückzuführen.Aufgrund des Feier-/ Brückentags in der 20. KW 2023 kam es möglicherweise zu einem verändertenKonsultationsverhalten. Ein ähnliches Phänomen wird regelmäßig zum Jahreswechsel und während derOsterfeiertage beobachtet.

Grippeähnliche Erkrankungen (ILI)

Akute Atemwegserkrankungen (ARE) nach Altersgruppen

Die Zahl der Konsultationen wegen ARE ist in der 20. KW im Vergleich zur Vorwoche in allenAltersgruppen deutlich gesunken (Abb. 3

Grippeähnliche Erkrankungen (ILI) nach Altersgruppen

KW 20/2023 Arbeitsgemeinschaft Influenza Robert Koch-Institut 5Abb. 4: Anteil der Nachweise für Influenzaviren, hCoV, SARS-CoV-2, RSV, hMPV, PIV und Rhinoviren(Positivenraten; rechte y-Achse) an allen im Rahmen des Sentinels eingesandten Proben (linke y-Achse,graue Balken) von der 40. KW 2022 bis zur 20. KW 2023.

Abb. 5: Anteil der Nachweise für Influenza A(H3N2)-, A(H1N1)pm09- und Influenza B-Viren (Positivenraten;rechte y-Achse) an allen im Rahmen des Sentinels eingesandten Proben (linke y-Achse, graue Balken)von der 40. KW 2022 bis zur 20. KW 2023

Abb. 6: Anteil (Positivenraten; rechte y-Achse) der Nachweise für Influenzaviren, hCoV, SARS-CoV-2, RSV, hMPV,PIV und Rhinoviren an allen im Rahmen des Sentinels eingesandten Proben pro Altersgruppe (linke y-Achse, graue Balken) für die 20. KW 2023

KW 20/2023 Arbeitsgemeinschaft Influenza Robert Koch-Institut 6Charakterisierung der InfluenzavirenAus Proben des Sentinels wurden 447 A(H3N2)-Viren der Saison 2022/23 sequenziert und dasHämagglutinin genetisch analysiert. Alle A(H3N2)-Viren gehören zur Clade 3C.2a1b.2a.2. Darunter sind282 Viren der A/Bangladesh/4005/2020-Subgruppe und weitere 132 Viren der A/Slovenia/8720/2022-Subgruppe zuzuordnen; 26 Viren gehören zu einer weiteren Subgruppe mit den Substitutionen HA1:E50K, D53N, S91N, N96S, N122D, I192F, I223V, HA2:N49S im Hämagglutinin und sechs weitere Virenteilen die meisten Substitutionen mit dieser Subgruppe bis auf HA1: S91N und N122D. Ein weiteres Virusdieser Subgruppe ohne die Substitutionen HA1: E50K, S91N, N122D, I223V weist die zusätzlicheSubstitution I140M auf. Darüber hinaus wurden 37 A(H1N1)pdm09 Viren sequenziert, welche alle zurClade 6B.1A.5a.2 gehören. Darunter sind sechs Viren der A/Norway/25089/2022-Subgruppe und dreiViren der A/Sydney/5/2021-Subgruppe zuzuordnen; 28 Viren gehören zu drei weiteren Subgruppen. Die 25charakterisierten B/Victoria-Viren gehören zur Clade V1A.3a.2 (Referenzvirus B/Austria/1359417/2021).Seit der 40. KW 2022 wurden 381 Influenza A(H3N2)-Viren, 81 Influenza A(H1N1)pdm09-Viren und215 Influenza B-Viren der Victoria-Linie in Zellkultur isoliert. Alle isolierten A(H3N2)-Viren wurden vomgegen den Impfstamm gerichteten Referenzserum (A/Darwin/9/2021) im Hämagglutinationshemmtestsehr gut erkannt. Die A(H1N1)pdm09-Viren reagierten ebenfalls sehr gut mit dem entsprechendenReferenzserum (A/Victoria/2570/2019). Die B/Victoria-Viren wurden vom gegen den Impfstamm gerich-teten Serum (B/Austria/1359417/2021) ebenfalls detektiert. Diese Untersuchungen dienen der Unter-suchung der Passgenauigkeit der Impfstämme; sie erlauben keine vollständigen Aussagen zur Wirksam-keit der Impfstoffe, da hier noch andere Faktoren berücksichtigt werden müssen (Abstand zur letztenImpfung, Zahl vorangegangener Antigenkontakte, Expositionsdosis, Alter u. a.).Es wurden keine Resistenzen gegen Neuraminidaseinhibitoren (Oseltamivir, Zanamivir) bei denbisher untersuchten Viren nachgewiesen, hierbei wurden 250 A(H3N2)-, 81 A(H1N1)pdm09- und 153B/Victoria-Viren sowie ein H3N2+B/Victoria-Doppelisolat untersucht. Molekulare Marker, die mit einerResistenz gegen den Polymerase-Inhibitor Baloxavir marboxil assoziiert sind, wurden in den untersuchtenInfluenzavirusgenen (464 A(H3N2), 41 A(H1N1)pdm09, vier B/Victoria und ein H3N2+B/Victoria-Doppelisolat) ebenfalls nicht nachgewiesen.

Daten aus der Arbeitsgemeinschaft Influenza

Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI), die Meldungen von Haus- und Kinderarztpraxen auswertet, berichtet, dass im ambulanten Bereich die Zahl der Arztbesuche wegen ARE in der 19. KW 2023 im Vergleich zur Vorwoche weiter gesunken ist. Die Zahl der Arztbesuche lag über dem Wertebereich der vorpandemischen Jahre.

Im NRZ für Influenzaviren wurden in der 19. KW 2023 in insgesamt 28 (47%) der 60 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert, darunter hauptsächlich hCoV (17%), gefolgt von Rhinoviren (13%), Influenzaviren (10%), Parainfluenzaviren (PIV; 5%) und SARS-CoV-2 (5%). Im Rahmen der ICD-10-Code basierten Krankenhaussurveillance (ICOSARI) ist die Zahl schwerer akuter respiratorischer Infektionen (SARI) in den letzten Wochen gesunken und lag in der 19. KW 2023 weiterhin auf einem niedrigen Niveau.

Die von primärärztlich tätigen Praxen berichtete ARE-Aktivität ist in der 19. KW 2023 immer noch vergleichsweise hoch. Sie ist auf die Zirkulation unterschiedlicher Viren zurückzuführen, insbesondere auf hCoV, Rhinoviren und Influenzaviren. Weitere Informationen sind abrufbar im aktuellen ARE-Wochenbericht der AGI unter: ARE-Wochenbericht der AGI.