Vorsicht vor Zecken

Ein Bericht von Frank Grebe

Zecken sind winzig aber auf keinen Fall ungefährlich. Bevorzugt stechen sie in feuchtwarme Körperregionen wie Haaransatz, Hals Achsel, Ellenbeuge, Bauchnabel, Kniekehle oder Genietalbereich.Beim Blutsaugen können sie vor allem die Erreger des Frühsommer-Meningoenzepphalitis (FSME) übertragen.

Bei FSME kann es zu Entzündungen von Hirnhäuten und Gehirn kommen, verursacht durch Viren , die von Waldmäusen und Zecken übertragen werden. Vom Stich bis zum Ausbruch können es 5 bis 28 Tage dauern.

Zeckenbiss oder Zeckenstich? Im Volksmund spricht man von einem Zeckenbiss. Wissenschaftlich korrekt ist jedoch Zeckenstich: Die Zecke dringt zuerst mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug in die Haut ihres Opfers ein. Dann sticht sie mit ihrem Stechrüssel zu und saugt sich über mehrere Tage mit Blut voll.

FSME-Risikogebiete:

Dem Robert-Koch-Institut zufolge besteht in Deutschland im Jahr 2023 in 178 Stadt- und Landkreisen ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.

Karte der FSME-Risikogebiete

veröffentlicht im Epidemiologischen Bulletin 9/2023

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FSME-Risikogebiete in Deutschland (Stand: Januar 2023)

In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.

Wie das Epidemiologische Bulletin 9/2023 ausführt, kommen nun drei neue Risikogebiete hinzu. Alle grenzen an bekannte Risikogebiete. In Sachsen-Anhalt kommt ein zweites Risikogebiet, LK Anhalt-Bitterfeld, hinzu. In Bayern kommen die Risikogebiete LK Fürstenfeldbruck und SK München hinzu. Somit sind aktuell 178 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten (Stand: 16.01.2023). Dies entspricht einer Zunahme von 30% gegenüber dem Wert im Vorjahr (421 FSME-Erkrankungen).

Die Mehrzahl (98%) der 2022 übermittelten FSME-Erkrankten war gar nicht oder unzureichend geimpft, d.h. die Grundimmunisierung war unvollständig oder Auffrischimpfungen fehlten. Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte wahrscheinlich durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in Risikogebieten mit hoher FSME-Inzidenz verhindert werden. Es sollte insbesondere in Kreisen mit hoher FSME-Krankheitslast verstärkt über den Nutzen einer FSME-Impfung aufgeklärt werden.

Zenstich und Lyme-Borreliose

Die Lyme-Borreliose wird zwar auch durch Zecken übertragen, ist aber, anders als die virale FSME, auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen und nicht auf eine virale wie die FSME. Die Borreliose ist weitaus häufiger als FSME. Die Übertragung von FSME beschränkt sich im Gegensatz zur Borreliose in Deutschland auf bestimmte Risikogebiete. Borreliose und FSME können allerdings auch gleichzeitig beim Stich einer Zecke übertragen werden.

Therapie

Patienten, die im Frühstadium der Lyme-Borreliose mit geeigneten Antibiotika behandelt werden, erholen sich in der Regel rasch und vollständig. So werden schwere Krankheitsverläufe und Spätmanifestationen verhindert. Üblicherweise zur oralen Behandlung eingesetzte Antibiotika umfassen Doxycyclin oder Amoxicillin als Therapie der Wahl; Therapiealternativen sind Cefuroximaxetil oder Azithromycin. Zur intravenösen Therapie werden Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G eingesetzt. Die empfohlene Therapiedauer bewegt sich in Abhängigkeit von Art, Dauer und Schwere der Manifestation sowie eingesetztem Antibiotikum zwischen 10 und 30 Tagen. Für weitergehende Informationen zur Therapie bei Lyme-Borreliose wird auf die im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erarbeiteten Leitlinien für kutane Lyme-Borreliose (Deutsche dermatologische Gesellschaft) und für Neuroborreliose (Deutsche Gesellschaft für Neurologie) verwiesen.

Eine Antibiotikagabe zur Verhinderung der Lyme-Borreliose nach einem Zeckenstich (empirische antimikrobielle Prophylaxe) wird nicht empfohlen, da das Risiko von Nebenwirkungen durch die vielen Antibiotikagaben nicht durch die gesundheitlichen Vorteile der wenigen tatsächlich erkrankten Personen ausgeglichen wird.

Infektionsschutz und Hygiene­maßnahmen

1. Präventive Maßnahmen

Die Lyme-Borreliose ist aus verschiedenen Gründen schwierig zu bekämpfen und eine Herausforderung für den öffentlichen Gesundheitsschutz. Die Probleme umfassen u. a. kein verfügbarer Impfstoff, fehlende Vektorkontrolle und kein sicherer Schutz vor Zeckenstichen. Sowohl die vielfältigen und variablen Manifestationen der Lyme-Borreliose als auch das Fehlen eines gesicherten Ein- oder Ausschlusses der Erkrankung mittels labordiagnostischer Teste erschweren die Krankheitsüberwachung. Momentan stellen Informierung und Aufklärung über die Risiken der Übertragung und vorbeugende Maßnahmen die Grundlage der Prävention dar. Die Gefahr, Zecken zu akquirieren, besteht bei Freilandaufenthalten mit Kontakt zu bodennahen Pflanzen (Gras, Kraut, Strauchwerk). Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt (z.B. lange Hosen, langärmelige Hemden und festes Schuhwerk), reduziert das Risiko eines Zeckenbefalls.

Abwehrmittel (Repellents) für die Haut (z.B. Icaridin oder Diethyltoluamid [DEET]) wirken in gewissem Umfang auch gegen Zecken. Zur Wirksamkeit, Anwendung oder Wirkdauer sind die Herstellerangaben zu beachten. Schuhwerk oder Kleidung können auch behandelt werden oder vorbehandelte Kleidung und Ausrüstung genutzt werden. Laut Angaben der Hersteller können diese längere Zeit (auch über mehrere Waschvorgänge) schützend bleiben.

Nach Aufenthalten in Gebieten mit potenziellem Zeckenvorkommen sollte der Körper (vor allem auch bei Kindern) sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. Insbesondere bei Kindern können die Zecken am Kopf sitzen. Haustiere sollten auch abgesucht werden. Speziell Hauskatzen scheinen aus der Umwelt aufgenommene Zecken an ihre Besitzer weiterzugeben.

Die schnellstmögliche Entfernung der Zecke mit möglichst wenig Manipulation ist von großer Bedeutung bei der Prävention der Lyme-Borreliose, da in den ersten Stunden des Zeckenstichs das Infektionsrisiko gering ist. Es sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine lokale Entzündung an der Stichstelle zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (möglichst nicht am vollgesogenen Körper), und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Auch mit kommerziellen Zeckenentfernungsinstrumenten wie Zeckenkarte oder -schlinge lassen sich die Zecken nach Angaben der Hersteller meist gut entfernen. Die Stichstelle sollte wenn möglich desinfiziert werden. Falls kein Zeckenentfernungsinstrument zur Hand ist, sollte die Zecke trotzdem sofort entfernt werden (z.B. mit dem Fingernagel), da so der Übergang von Krankheitserregern verhindert werden kann. Eine Kurzanleitung ist auf den Internetseiten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit abrufbar.

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Beratung zur Spezialdiagnostik

Nationales Referenzzentrum für Borrelien
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Veterinärstraße 2, 85764 Oberschleißheim
Ansprechpartner: Dr. Volker Fingerle
Vertretung: Prof. Dr. Dr. Andreas Sing
Tel.: +49 (0)9131 6808 – 5870 / –5814
Fax: +49 (0)9131 6808 – 5865